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Kurzbiografie

 

Kemal Kurts Menschenbilder
NECATI MERT



Veröffentlicht in:
"Die Brücke", Nr. 127, S. 88f, Januar 2003


1947 in Corlu/Türkei geboren, studierte er in Ankara und Miami, lebte seit 1975 in Berlin. Seit 1977 veröffentlichte er Fotos und schrieb Erzählungen, Romane, Lyrik, Essays, Kinderbücher, Rundfunkgeschichten und Drehbücher. Kemal Kurt starb am 21. Oktober 2002.
Spuren hinterließ Kemals Lebensreise, auch wenn nicht so hervorstechend wie die der Publicity-Favoriten, aber tief genug, sie zu erspähen als einen Einstich in die Brust. Grund genug ist sein plötzliches Lebewohl für den Schwermut derer, die auf dieser Erde voller Lebensfreue noch lange unter Fernweh zu leiden haben.
Er kam und ging wie jeder andere. Nicht alles konnte er erleben, aber Vieles bestimmt. Die Weite war sein Zuhause, die er zu illustrieren versuche, auf seine unverwechselbare Weise. Ein herausragendes Beispiel dafür dürfte sein Band "menschen.orte" (Hitit Verlag, Berlin, 1999) sein, das Zusammentreffen der Lebenswelten in Bild und Wort, eine Auswahl aus rund zwanzigtausend Aufnahmen innerhalb von zwanzig Jahren, versehen mit lyrischen Aufzeichnungen. Darin wechseln nicht nur die Orte, sondern auch die Menschen, von Ost nach West, von Nord nach Süd. Ein Multi-Kulti-Touch zum Broterwerb ist dieses Album nicht, kein Sammelsurium aus dem Ethno-Ghetto, wohl aber ein Ansporn für Kemals Bekenntnis zu einem Globus souveränder Nachbarschaften.

(Gefolgt von den Gedichten "twain have met", "saki" und "da sein".)