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Der Chinese von Schöneberg

Der Chinese von Schöneberg
Erzählungen & Fragmente
Hitit Verlag, Berlin 2000,
Hardcover mit Schutzumschlag, 102 Seiten,
12,25 EUR; ISBN 3-924423-40-7
(Zahlreiche TV- und Radioadaptionen)

Türkische Ausgabe
Bizim Mahallenin Çinlisi
Belge Yayınları, İstanbul 1992

Die Titel der Erzählungen und Fragmente

Die Treppe, Ungeduld, Die Lösung, Mitbringsel, Dieselöl in den Adern,
Der Überfall, Faralya, Der Chinese von Schöneberg
Karagöz I, Ich hatte mal eine Geliebte, Der Berg, Der Abend, Am Strand, Herbstwünsche, Ichverlust, Ein Mauerfall, Karagöz II.



Textprobe

Ich hatte mal eine Geliebte
Ich hatte mal eine Geliebte, die fragte ich oft nach ihrem Namen, sie aber sagte ihn mir nie, ich weiß nicht warum.
In aller Frühe stand meine Geliebte auf, hängte die Wolken ab, faltete sie zusammen und legte sie in den Wäschekorb. Nach Sonnenuntergang heftete sie sie wieder an den Himmel. Ich schaute ihr zu, während die entblößte Sonne mir ins Gesicht schien. Manchmal drehte sich meine Geliebte zu mir um, winkte. Ich winkte zurück.
Bisweilen löste ich ihr Haar. Bei unseren gemeinsamen Spaziergängen im Park durchzogen dann ihre goldenen Strähnen die schmalen Fußwege. Ich folgte ihr und paßte auf, daß niemand auf ihr Haar trat und die Hunde nicht daran zerrten. Zu Hause bürstete ich es und flocht es zu Zöpfen. Sie weinte ein wenig dabei.
Ich hatte mal eine Geliebte, die sprach kein Wort mit mir. Wann immer ich sie etwas fragte, verdrehte sie die Augen und deutete mit dem Finger ins Vage. Ich wußte nicht, ob dieser Wink als Antwort galt, oder ob sie mich ablenken wollte. Doch immer vergaß ich dann meine Frage.
Manchmal, wenn ich unterwegs war, sprach sie zwei, drei leichte Worte. Die fand ich nach meiner Rückkehr oben an der Decke schweben, aus eigenem Auftrieb in eine Ecke gedrängt. Ich stieg auf einen Stuhl und holte sie herunter. Sie hießen: später, gleich, bald oder ähnlich. Es war mühsam.
Oft lachte ich darüber. Manchmal aber wurde ich wütend und schlug ihre Worte in Stücke. Sie schaute mit großen Augen zu, schüttelte den Kopf - ihr blondes Haar wurde zu Sonnenwellen auf dem Boden - und schwieg. Nachdem ich mich beruhigt hatte, setzte ich mich zu ihr, ergriff ihre Hand und streichelte sie. Sie lächelte. Wie wütend ich auch wurde, sie hielt zu mir. Sie schien auf etwas zu warten.
Ich liebte meine Geliebte, meine Geliebte liebte die Ordnung. Sie sammelte die Kleidungsstücke, die ich in der Wohnung verteilte, hängte sie an die Bäume und legte sie auf die Büsche im Garten. Die Raben sahen mit ihren Rabenaugen die bunten Sachen im Wind flattern, hielten sie für Taubenjäger und ließen uns in Ruhe. Das war schön.
Mal liebte meine Geliebte mich mehr als ich sie, mal liebte ich sie mehr als sie mich, nie aber liebten wir uns gleichzeitig gleich viel. Daß wir nicht füreinander geschaffen waren, wußten wir. Eines Tages stand sie, das Haar zu Ballen zusammengerollt, ihre wenigen in unserer Zeit geäußerten Worte in ihrer gläsernen Handtasche, an der Tür. Ich fragte und fragte, sie blieb stumm. Da wußte ich, daß ich sie nicht zurückhalten konnte. Sag mir wenigstens deinen Namen, bevor du gehst, bat ich. Sie öffnete den Mund, ein schweres Wort plumpste zu Boden und brach entzwei: Ge-Duld


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Rezensionen

Der Tagesspiegel
Hella Kaiser

"Ob der türkische Ort Corlu das Mekka für Geschichtenerzähler ist, wissen wir nicht. Immerhin wurde dort ein Mann geboren, der diese Kunst meisterlich beherrscht... Wie aus der orientalischen Wundertüte kommen die Abenteuer daher, solche, von denen man zunächst glaubt, sie müßten fern am Bosporus entstanden sein."



Grafschafter Nachrichten, Nordhorn
Bernd Durstewitz

Einfallsreich und humorvoll ...



Cumhuriyet Kitap
Yasemin Pinar

Ein langer Weg von der Parodie zum science fiction, vom Neorealismus zur Postmoderne ...



Hürriyet
Gülay Durgut

Eine mitreißende und humorvolle Sprache ...



Türk Dili
Emel Kefeli

Solide Beobachtung, moderne Schreibtechnik, gute Synthese ...



Neues Deutschland
Waldtraut Lewin

... und Kemal Kurt, Meister ihres Faches, die auch diesem dürren Sujet (deutsche Einheit) Witz, erzählerischen Drive und Suspense und vor allem Spielspaß abringen können.



Volksblatt Berlin

Eine schöne, traurige, komische, verrückte, eine nachdenkliche, rundum gelungene Geschichte (Der Chinese von Schöneberg).



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English

NO INCIDENTS AT THE BORDER CROSSING
"Mr. Özyurt," the man who summoned him speaks into the microphone. "You have just arrived from Turkey. What have you brought in your luggage?"
Selim looks at him questioningly.
"Here you have a suitcase," says the man. "Shall we begin with it?"
Then he turns to the audience:
"Ladies and gentlemen! Before us stands Mr. Özyurt, an alien worker, who is returning to Germany from his annual holiday in Turkey. In a moment we will have the opportunity to learn what things an alien worker carries in his luggage."
With these words he begins to tear laboriously at the string Selim used to secure his suitcase. Two men rush up with a pair of scissors. As the suitcase opens, blue-green water spills out. The rows of spectators stir. The cameras roll, the flashbulbs confuse Selim even more. The water flows from the suitcase onto the table and from there to the ground. Trickling through the chinks of the podium, green algae is left on the wooden boards. A little fish wriggles in the vegetable mass.
"Mr. Özyurt," says the announcer. "You obviously come from a coastal town."
"Yes," answers Selim. "From Eregli on the Black Sea."
"And you’ve brought sea-water in your suitcase?"
Selim nods. Whereupon the conferèncier gives his two assistants a sign. They dry the table and put the suitcase to the side. The announcer now turns to a man who sits at a distance in front of a typewriter:
"Take this down! Number one: sea-water."


Türkce

SINIR KAPISINDA VUKUAT YOK
Bu sırada siyah smokinli adam seyircilere dönmüştü.
"Değerli seyirciler, huzurlarınızda yıllık izninden geri dönen konuk işçi Selim Özyurt!"
Bir alkış koptu. Selim iyice şaşırmıştı.
"Az sonra Herr Özyurt'un bavulunda memleketinden neler getirdiğini kendi gözlerimizle görmek mutluluğuna erişeceğiz."
Bu sözler üzerine adam, Selim'in bavulunu açmaya çalıştı, ama Selim bavulunu evde iplerle sımsıkı bağlamış, düğüm üzerine düğüm atmıştı. Az önce Selim'in bavullarını elinden alan o iki kişi, ellerinde makaslarla yardımına koştular. Smokinli adam özenle ipleri birer birer keserek bavulu açtı. Ama açmasıyla iki adım geriye fırlaması bir oldu. Yeşile çalan bir mavi su gürüldeyerek bavuldan dışarı akıp tahtaların arasından sızmış, geriye bir kaç yeşil yosun kalmıştı. Yosunların arasında iki hamsi çırpınıyordu. Sunucunun pantalonu ve ayakkabıları ıslanmıştı. Flaşlar parlıyor, kameralar çalışıyordu.
"Herr Özyurt" dedi adam paçalarını silkelerken. "Siz bir sahil kasabasından geliyorsunuz anlaşılan."
"Evet" diye yanıtladı Selim çekingen. "Karadeniz sahilinden."
"Demek deniz suyu getirdiniz yanınızda?"
Selim evet anlamında hafifçe başını eğdi. Sunucu, dahnenin en dibinde bir daktilo başında oturan bir adama döndü:
"Tutanağa geçirin: Bir adet deniz suyu.".


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