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Ja, sagt Molly

Ja sagt Molly
Hitit Verlag; Berlin, 1998;
160 Seiten; 14,30 EUR
ISBN 3-924423-34-2

Prospekttext

Das Jahrhundertwechsel steht unmittelbar bevor. In der Bibliothek von Babel, dem Gedächtnis der Menschheit, sieht sich der Verwaltungsrat zu einer drastischen Maßnahme genötigt: Nur ein einziges fiktionales Werk seit 1900 soll übrigbleiben! Dieses lebensbedrohende Verdikt trennt und verbindet die großen fiktiven Gestalten des Jahrhunderts. Sie begegnen einander in Kneipen, Caféhäusern, an Stränden. Sie treiben Konversation, diskutieren, sinnieren - wie kam es zu dieser Situation? Und was tun?
Während sie einander Gift ins Bier schütten oder mit Blumendraht erwürgen, um sich die selber den begehrten Stellplatz in der Bibliothek zu sichern, entziehen sich zwei: Mit höchster Delikatesse bewandert Gregor Samsa - Kafkas Käfer - und die wohlig sich hingebende Molly Bloom.



Textprobe

"Fremdheit ist das Gefühl, das man hat, wenn man glaubt, im Recht zu sein, und kein anderer das einsieht. Es ist ein moralisch erhabenes Gefühl, das einen von der Mehrheit abgrenzt. Das ist auch gut so, denn es ist nicht erstrebenswert, der Mehrheit anzugehören. Sie besteht aus vielen schwachen Individuen, die sich unter ihresgleichen stark vorkommen - eine aufgesetzte Stärke, die einen ungerecht, ruppig und stumpf gegenüber Andersartigen und schwach, beugsam und ängstlich gegenüber höheren Instanzen macht. Zum Fremdsein gehören innere Stärke und Selbstvertrauen. Es beginnt mit dem Verlassen des Mutterschoßes und ist Bestandteil eines jeden Reifeprozesses. Das Kennenlernen der Fremdheit ist harte Arbeit, es fordert alle Sinne heraus. Kinder stecken Gegenstände in den Mund, um sie und die Welt besser zu verstehen. Kleine Hunde, von Natur aus neugierig, machen sich mit Objekten vertraut, indem sie sie belecken oder herunterschlucken. Das ist harte Arbeit, aber eine lohnende, die noch dazu Spaß macht, mehr Spaß als ein Leben innerhalb vertrauter Mauern."


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Rezensionen

Berliner Morgenpost
Katharina Schäfer

Seine Sprache besticht durch Sorgfalt, Nuancenreichtum und Klarheit.



California Staats-Zeitung
Hans J. Schacht

Ein bemerkenswertes Buch mit vielen Facetten, das uns durch die literarische Geschichte des 20. Jahrhunderts führt, doch nicht ohne unser Gefühl für Zeit und Raum ein wenig ins Wanken zu bringen.



Der Literat
Karlhans Frank

... bei sämtlichen stilistischen Eskapaden bleibt rühmenswert, daß dieser Spieler (Kurt) saftig erzählen kann... Ich möchte auf den kulinarischen Wert diejenigen aufmerksam machen, die sich ihre Gaumen noch nicht durchs gängige fast food ganz haben verludern und verledern lassen.



Der Tagesspiegel, 01. Nov. 1998
Ulrich Karger

Wenn Gregor Samsa die sich wohlig hingebende Molly "bewandert", so ist das nicht nur ein bemerkenswert lustvoller Akt, sondern zugleich eine strategische Maßnahme. Denn die allumfassende Bibliothek von Babel, das Gedächtnis der Menschheit sieht sich zu einer radikalen Verschlankung genötigt. Da die Trivialliteratur und der Sachbuchbereich wegen ihrer übergroßen Nachfrage unantastbar geworden sind, muß die Belletristik des 20. Jahrhunderts geopfert werden. Sie darf nur noch mit einem Werk vertreten sein. Ganz Bild ihrer Schöpfer beginnen sich die Protagonisten dieses Segments alsbald gegenseitig umzubringen oder wählen wie Pascal Duarte, Meschulam Moschkat und Schweijk den Freitod...
Wer gute Literatur zu schätzen weiß und sie sich nicht nur als meterweise aneinandergereihte Pappkameraden ins Regal stellt, wird an "JA, SAGT MOLLY" von Kemal Kurt seine helle Freude haben. Helden und Heldinnen aus weit über 150 Werken der Weltliteratur liefern sich hier in ihrer jeweils eigenen Diktion mitreißend parteiliche Gefechte. Die unvermuteten Begegnungen beim Flanieren oder in Diskussionsrunden fordern überraschende Allianzen und Gegnerschaften heraus. Ein diszipliniert durchgehaltenes Husarenstück, und der in Berlin lebende Kemal Kurt beherrscht dabei das Slapstickartig-plakative genauso wie den Abschuß solcher Spitzen, deren Treffgenauigkeit sich einem erst einige Seiten später erschließt. Ohne je ins parodistisch Schmalbrüstige abzugleiten, gelingt ihm so unter anderem auch eine Satire auf den gegenwärtigen Literaturbetrieb - Stichwort: "Die Krise der Fiktion". Und dazwischen immer wieder Kafkas Käfer, der Molly Bloom seine Liebe sehr nachhaltig und aufs Hinreißendste Ausdruck zu verleihen weiß.
Übrigens: Wer nicht alle zitierten Protagonisten kennt, findet am Ende des Buches ein Register, das sie samt bibliographischer Angaben nochmal aufführt und so zum Neu- oder Wiederentdecken "ihrer" Bücher einlädt."



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English

by Marilya Veteto-Reese, North Arizona University

Yes, says Molly by Berlin author Kemal Kurt is an ideal book to mark the turn of the millennium: it is timely, witty, erudite, entertaining—in a word: delightful. The title refers not only to the closing line of James Joyce’s Ulysses, but also to one of the three subplots, in which one icon of modern literature, Kafka’s insect-protagonist, Gregor Samsa, goes about lovingly discovering the willing body of another—Molly Bloom from Joyce’s Ulysses. The play on words taking place in this subplot becomes obvious in juxtaposition to the second subplot: Readers find themselves (re-)discovering a corpus of works from our century.
In the second subplot of Kurt’s novel the main thread of the story surfaces to make apparent the connection of the novel to the end of the 20th century apparent: The fictitious Library of Babel is full; the board of librarians must choose one sole work of fiction from the 1900s for its overcrowded shelves. In a fascinating blend of time periods and places (not to mention various attitudes toward literature), Kurt’s story is peopled by figures from international classic novels and dramas who vie among themselves for this coveted spot.
Kurt’s third subplot is evident in the regularly appearing italicized sentences—headlines from the 20th century—which give the book its historical underpinnings and sequential order. Kurt has managed a masterful mixture of chaos and order, of theory and narrative. He takes jabs at literary schools of thought, yet all the while conveys a love and reverence for the great works of 20th century literature. He does this in a way that makes a bibliophile yearn to read them again but that also whets the interest of the uninitiated. The ending pulls together the subplots in a surprising, but gratifying manner.
In my opinion, this book begs to be translated as an important paean to the great works of literature in our century. Melli Kyak points to Kurt’s "delicate irony," (Leipziger Volkszeitung 21.1.99) and Ulrich Karger, literature critic for Berlin’s renowned Der Tagesspiegel, called the novel a "disciplined tour de force" and a "satire on today’s literature industry." He says, "whoever appreciates fine literature and does not merely put the paper friends up on a shelf will be delighted by Kemal Kurt’s Ja, sagt Molly" (Der Tagesspiegel, 1.11.98).


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